Prof. Ariane Giacobino,Spéc. FMH Génétique médicale HUG
Raphaël Serreau, Facharzt für Öffentliche Gesundheit, Orléans; Virginie Rigourd, Lactarium, Paris
Isabelle Ghiste, Beraterin für Umweltgesundheit, Home Safe Home, Atelier Nesting
Das war nicht zu vermeiden: Covid-19 und Umwelt
Martine Bourqui-Pittet, PhD, Leiterin Sektion Risikobeurteilung, BAG
Jeden Tag sind wir einem Cocktail von Chemikalien ausgesetzt, ohne uns dessen immer bewusst zu sein. Das Ausmass dieser Exposition ist oft unklar und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit demzufolge schwierig zu erfassen. Die Schweizer Gesundheitsbefragung soll sich dieses Themas annehmen und mögliche Gesundheitsfolgen untersuchen.
Geplant ist eine Kohortenstudie auf nationaler Ebene mit 100 000 Teilnehmenden und einem Langzeitmonitoring. Inzwischen hat eine erste Pilotphase begonnen, in deren Verlauf rund 1000 Personen, vor allem in den Kantonen Waadt und Bern, rekrutiert werden. Die Freiwilligen sind zwischen 20 und 69 Jahre alt und repräsentieren die gesunde Allgemeinbevölkerung. Das Programm umfasst einen Fragebogen über ihren Gesundheitszustand und einige Lebensgewohnheiten, die Entnahme von Proben (Blut und Urin) und eine ärztliche Untersuchung. Die Proben werden anschliessend auf bestimmte Substanzen oder klinische Parameter hin analysiert.
Weitere Untersuchungen der Personen über einen längeren Zeitraum sollen es ermöglichen, Expositionsquellen zu identifizieren, gezielte Massnahmen zu ergreifen und die Auswirkungen dieser Massnahmen auf die Gesamtbelastung zu bewerten. Die auf Grundlage der Ergebnisse der Pilotphase geplante Schweizer Gesundheitsstudie ist eine Investition in die Gesundheit zukünftiger Generationen.
Wirkung von Umwelthormonen während der Schwangerschaft und nach der Geburt
Prof. Ariane Giacobino
Umwelthormone sind in unserer Umgebung und in Produkten des täglichen Gebrauchs allgegenwärtig. Die Schwangerschaft und die ersten Lebensmonate scheinen jene Zeiträume zu sein, in denen eine Exposition gegenüber solchen Substanzen schädliche Auswirkungen auf den Körper haben kann. Diese können sich manchmal erst im Erwachsenenalter manifestieren und dürften zumindest teilweise durch Veränderungen in der Genexpression vermittelt sein, sogenannte epigenetische Veränderungen.
Das Referat befasst sich mit Erkenntnissen aus Labor- und epidemiologischen Studien mit dem Ziel, dieses Phänomen und die mit der Exposition gegenüber Umwelthormonen verbundenen Risiken zu verstehen.
Raphaël Serreau, Facharzt für Öffentliche Gesundheit, Orléans
Ziel des Projekts HUMADE ist es, die Relevanz der Verwendung von Bioassays zur Untersuchung der endokrinen Matrix in Milch zu demonstrieren. Die Studie ergänzt die klinischen Forschungen, die wir seit 2002 in verschiedenen Instituten durchgeführt haben.
Dieses Projekt führte zu mehreren Publikationen, die als Referenz bei der Bewertung der Aufnahme von Ibuprofen und Ketoprofen in die Muttermilch dienen und zum Ziel haben, bessere Informationen zur Verschreibung dieser beiden Substanzen bei stillenden Müttern zu liefern.
Wir interessieren uns nun für die hormonaktiven Wirkungen bei niedriger Dosierung dieser beiden nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) der Profenklasse sowie Methylquecksilber in der Muttermilch. Im Gegensatz zum Erwachsenenalter haben die Hormone beim Fötus und beim Kleinkind bis 6 Monate eine Programmierfunktion für den Organismus.
Britta Boutry-Stadelmann, PhD, Koordinatorin WBTi, GIFA – Geneva Infant Feeding Association
Stillen ist der Goldstandard für die Ernährung von Kleinkindern. Neben den kurz- und langfristigen gesundheitlichen Vorteilen für das Kind (und die Mutter) sowie seiner allgemeinen Bedeutung für die neurophysiologische Entwicklung des Babys und die Kommunikation zwischen Mutter und Kind spielt das Stillen auch eine Rolle in Bezug auf die Gesundheit unseres Planeten.
In der Klimadebatte dreht sich viel um Lebensmittel, und eine «grüne Ernährung» wird propagiert, basierend auf lokalen, gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln. Muttermilch vereint all diese Eigenschaften. Ein Verzicht auf das Stillen bedeutet jedoch nicht nur eine finanzielle Last für die Familie und die Gesellschaft, sondern hat auch ökologische Kosten – ein Aspekt, dem selten Beachtung geschenkt wird. Säuglingsanfangsnahrung und andere industrielle Milchprodukte sind in hohem Mass verarbeitet, ihre Herstellung, ihr Transport und die Entsorgung der dabei entstehenden Abfälle belasten die Umwelt. Aber die Auswirkungen auf die Umwelt gehen noch weiter.
Für die Weltstillwoche 2020 wurde das Thema «Stillen und die Gesundheit des Planeten» gewählt. Indem die vielfältigen Auswirkungen des Stillens aufzeigt werden, soll ein breites, alle Generationen umfassendes Publikum erreicht werden, das sich nun – vielleicht zum ersten Mal – mit dem Zusammenhang zwischen Klima, Ressourcen, Umweltverschmutzung und Stillen auseinandersetzt.
Isabelle Ghiste, Beraterin für Umweltgesundheit, Home Safe Home, Atelier Nesting
Die Sensibilisierung für die in Ihrem Zuhause vorhandenen Schadstoffe ist die Aufgabe von Home Safe Home. In den Nesting-Workshops bieten wir zukünftigen und jungen Eltern die Möglichkeit, den Zusammenhang zwischen Gesundheit und dem täglichen Raumklima zu verstehen und sich mit den verschiedenen Schadstoffquellen in ihrer Wohnung vertraut zu machen, um ein gesundes Raumklima für Mutter und Baby zu schaffen. Ganz konkret sprechen wir daher über Renovation und Reinigungsprodukte, geben aber auch einen Überblick über verschiedene Materialien, die in der Umgebung des Kleinkinds üblicherweise anzutreffen sind (Kosmetik, Ernährung, Textilien, Spielzeug). Die Teilnehmenden erfahren, wie sich die Exposition gegenüber gefährlichen Stoffen reduzieren lässt, und entdecken gesündere und zweckmässige Alternativen.
Im Referat wird der den Nesting-Workshops zugrunde liegende Ansatz vorgestellt und es werden praktische Anwendungen gezeigt, die sich daraus ergeben.
Das war nicht zu vermeiden: Covid-19 und Umwelt
Valérie Avignon, Hebamme MSc, Forschungskoordinatorin und Pascaline Urfer, Pflegefachfrau Neonatologie, Stillberaterin IBCLCWir konnten viel sehen und hören darüber, wie mit Covid-19 umzugehen sei. Übertreiben wir es nicht? Sind exzessive Praktiken nicht eine Gefahr für unsere Umwelt? Fünf Minuten, um Bilanz zu ziehen und über langfristige Perspektiven nachzudenken.
Präsentation